video_label

Frauen in der Politik? – Bei den Grünen (k)ein Thema!!!!

Im Jahr 2009: 90 Jahre Frauenwahlrecht! 2009 ein Superwahljahr! Bundestags-, Europa- und  Kommunalwahlen. Toll! Wir haben zwei Frauen und einen Mann als KandidatInnen für den Bund und für Europa! Bei den Kommunalwahlen kommen unsere Quotenregelung und die Frauenlistenplätze zum Zuge.  In Sachen Gender sind wir hervorragend aufgestellt. Zufriedenes Schulterklopfen!
Bei den letzten Kommunalwahlen 2004 in BW haben die Grünen mit Abstand den höchsten Frauenanteil an KandidatInnen (47 %) aufgewiesen. Da macht uns niemand etwas vor!
Doch bei genauem Hinsehen, merken wir, dass die Sache im politischen Alltag doch etwas anders aussieht. Unsere Vertreter im Landtag sind Männer. Die „wichtigsten“ Positionen (Fraktionsvorsitz, Verwaltungsrat)  im Kreistag werden von Männern besetzt, in den Gemeinderäten sieht es ähnlich aus. Betrachtet man die Struktur in den eigenen Kreis- und Ortsverbänden: die Basisarbeiten, die Fleißaufgaben machen in großer Mehrzahl die Frauen ehrenamtlich. Verfolgt man die Positionen aufsteigend, sehen wir an den bestbezahlten und einflussreichsten Stellen Männer! Das heißt, dass wir zwar weniger strukturelle Barrieren für Frauen haben; im ideellen Bereich aber nach wie vor traditionsverhaftet agieren und in der Umsetzung unserer eigenen Grundsätze Probleme haben. Vom Kopf zum Herz ist eben ein langer Weg: drei Mal um den Äquator! Das betrifft uns Frauen genauso wie die Männer.

Wir Frauen haben immer noch wegen persönlicher und struktureller Barrieren Probleme in der politischen Arbeit. Wir haben oft ein anderes Politikverständnis, das mehr an Teamarbeit und Sachfragen als an Machtfragen und Karrierefragen interessiert ist, und ein distanziertes Verhältnis zu den traditionellen, männlich geprägten Formen politischen Engagements und Handelns. Den meisten von uns ist es auch heute ein Problem Familie, Beruf  und aktives politisches Handeln zu vereinbaren. Wegen der männlichen Strukturen und der herrschenden Machtverhältnisse in den Gemeinderäten und Parlamenten haben wir Frauen nach wie vor einen schwereren Stand. Wir werden weniger ernst genommen, auf die weicheren Themen wie Familie, Soziales und Jugend festgelegt und unseren Redebeiträgen wird oft Desinteresse entgegengebracht. Die vorhandenen Netzwerke sind meist männlich. Die verfestigten Strukturen zu ändern ist mühsam.   

Das sind meine Erfahrungen nach fast 5 jähriger kommunalpolitischer Arbeit im Kreistag, in dem wir mit rund 15 % in den Baden-Württemberg völlig unterrepräsentiert sind.
Vor den anstehenden Wahlen sollten wir uns dieses Problem wieder bewusst machen und entsprechend geschlechtergerecht handeln. Wir Frauen sollten unsere Zurückhaltung und den Drang nach Rückzug aufgeben und  uns den Herausforderungen in der Gremienarbeit immer wieder neu stellen. Nicht um Männer zum Fall zu bringen sondern um unsere Positionen selbst zu vertreten und um die politischen Strukturen im Sinne einer geschlechtergerechten Demokratie zu verändern.
Dies Thema geht uns alle an. Auch uns Grüne! Zu wohlig haben wir uns eingerichtet im selbstgerechten Stübchen.

 

expand_less