ERDMANNHAUSEN STREBT IN DIE SOLAR-BUNDESLIGA
Ökologisch und progressiv. So präsentierte Bürgermeister Lutz Schwaigert seine kleine Gemeinde bei unserem Gespräch im hochmodernen Rathaus von Erdmannhausen. Das lichtdurchflutete Verwaltungsgebäude wurde erst vor wenigen Jahren energetisch komplett saniert. Seither hat die Gemeinde über 112 000 Kilowattstunden an Strom eingespart. Die Besucher können die aktuellen Werte jederzeit auf der Digitalanzeige nachlesen. Aber das ist nur eines von vielen Projekten, die Schwaigert mit seinem Gemeinderat im Ort angestoßen haben. Mit Hilfe des Bundes wurde auch die Astrid-Lindgren-Schule energetisch saniert sowie die Heizungsanlage im Feuerwehrgerätehaus ausgetauscht. Auch ein barriefreier Zugang in der Halle auf der Schray wurde geschaffen.
Die Offenheit gegenüber ökologischen Themen hat in Erdmannhausen nach Meinung des Bürgermeisters auch historische Gründe. "Das liegt an der tollen Arbeit unseres Obst- und Gartenbauvereines, der viel für unsere Landschaft getan hat", sagt er. Als Beispiel nennt er die vielen Gehölz- und Heckenpflanzungen innerhalb der vielen Neubaugebiete. "Wir haben schon einen Biotopverbund gehabt, da gab's das Wort noch gar nicht", betonte er mit stolzer Stimme. Es sei immer das Ziel der Gemeinde gewesen, die Ausgleichsmaßnahmen innerhalb der Baugebiete vorzunehmen, um so nicht zusätzliche Flächen zu verbrauchen.
Die Ehrenamtlichen sind in Erdmannhausen ebenfalls sehr aktiv. So gibt s im Ort inzwischen vier Solaranlagen, die von den Bürgern finanziell getragen werden. "Wir hätten noch viel mehr Anteile zeichnen können", berichtete mir der Bürgermeister. Wegen des großen ökologischen Interesse der Bevölkerung strebt Schwaigert mit seiner Gemeinde in diesem Jahr in die Solar-Bundesliga. Dort misst sich Erdmannhausen in Sachen Energieeinsparung mit anderen Kommunen.
Zu den Zukunftsprojekten gehören für Lutz Schwaigert die Ortskernsanierung sowie die Kinderbetreuung. Bis zum Jahr 2013 muss seine Gemeinde allen Kindern unter drei Jahren einen Betreuungsplatz garantieren. "Hierfür müssen wir drei neue Gruppen einrichten und vermutlich ein Kinderhaus bauen." Die Gesamtkosten veranschlagt der Bürgermeister mit rund 1,5 Millionen Euro. Er würde sich daher eine finanzielle Unterstützung vom Land und Bund wünschen.
Das Thema Stromnetz steht im Ort ebenfalls an der Tagesordnung. Die Gründung eines regionalen Stadtwerkes mit Sitz in Marbach, das die Netze vieler Bottwartalgemeinden betreibt, hält Schwaigert für politisch nicht umsetzbar. Noch ist er sich allerdings unschlüssig, wer die Konzession der Gemeinde bekommt. "Es gibt viele interessante Angebote", verrät er mir.
Übrigens: Erdmannhausen ist für die Grünen politisch bislang immer ein gutes Pflaster gewesen. Bei den letzten Regionalwahlen erzielten wir dort sogar unser bestes Ergebnis im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen. Mal sehen, ob das bei der Landtagswahl so bleibt?